Wolfgang T. ist wohl als erster wach. Er hat schon die Marauder abgeledert und den ersten Kaffee hinter sich, als wir drei unseren Schlaf so gegen 09:00 Uhr abbrechen. Einen Kaffee, ein paar Doppelkekse und ein paar belegte Brötchen später sind wir schon wieder auf der Strecke.
Wir arbeiten uns schauend, staunend und benzinredend zu Start Ziel. Immer wieder bleiben wir an einem uns gemütlich erscheinenden Plätzchen stehen und geniessen den Anblick. Als es anfängt zu regnen sind wir an dem Knick wo es durch den Wald zu Start und Ziel geht. Dort steht eine nette Bude und wir treffen viele Leute, unterhalten uns, schauen Rennen und trinken Bier und Kaffee.
Nach kurzer Zeit kommen wir zu dem Entschluss, dass der Regen nicht aufhören wird und mit dem Programmheft über dem Kopf starten wir durch zu Start und Ziel. Das obligatorische „Eau Rouge” Bild hatte ich im Trockenen schon am Vortag geschossen. [BILD] Unsere Intension war es, schnell zu den Tribünen zu gelangen. Dort ist es wenigstens trocken. Hier kommt es dann allerdings zum Eklat. Für die Tribüne hätte man ein weiteres Bändchen kaufen müssen. Verkommt Spa zum F1-Kommerz? Wollen wir wirklich nächstes Jahr wiederkommen? Die Tribünen waren ausserdem voll bis zum letzten Mann. Nach einer kurzen Phase äussersten Ärgerns und Zeterns versuchen wir das Beste draus zu machen und schlagen den Weg Richtung Fahrerlager ein. Nicht ohne den Versuch einen Schirm zu ergattern, zu machen. Da aber die Verkäufer auch mitbekommen haben, dass die Tribuene voll ist, kostet ein Wegwerfschirm 30 DM. Ich hätte das Geld gerne ausgegeben wurde aber für völlig verrückt erklärt und kurzzeitig entmündigt.
Im Fahrerlager finden wir dann auch wirklich ein trockenes Plätzchen zum Gucken. Am Fusse der „Eau Rouge” steht eine alte Villa. Diese wurde an jenem Rennwochenende von BMW (Boxer Cup) benutzt. Unter dem grossen Vordach der Villa konnte man herrlich stehen und die „Eau Rouge” hinaufsehen. Nicht ganz so bequem wie ein Tribuenenschalensitz, aber trocken. Von dort sahen wir den Boxer Cup, diverse andere Klassen und auch den Start der 24 Stunden von Lüttich. Ich bin mir nicht sicher, wie lange wir uns dort aufgehalten haben, auf alle Fälle machen wir uns traditioneller Weise auf zur „Bus Stop” Schikane. Oben im Wald unter den Bäumen kann man herrlich auf die Schikane sehen. Leider wird der Regen immer stärker und die Bäume geben irgendwann auf. Wir treten den Rückzug an. Zurück zu „Les Combes”. An der Bude an der Abzweigung in den Wald bleiben wir nochmals stehen und stärken uns vor dem Aufstieg. Für jemanden der noch nie in Spa war, ist das wahrscheinlich nur schwer vorstellbar. Es geht RICHTIG bergauf.
Oben angekommen dämmert es auch schon. Der Regen lässt ein wenig nach und wir schlendern über den den Platz. Einige unserer indirekten Nachbarn lassen die Mopeds brüllen und wir treffen eine Gruppe Jugendlicher, die mit dem Mofa (Brummfietz) aus den Niederlanden angereist waren. Es wird wieder Benzin geredet, Bier getrunken und hin und wieder ein Blick auf die Strecke riskiert. Spa bei Nacht.
Ein wenig durchweicht, unterkühlt und müde schlagen wir uns gegen 00:00 Uhr zum Zelt durch. Morgen soll es schon wieder nach Hause gehen. Wolfgang B. kann dank Ohrenstopfen schnell einschlafen. Ich lebe noch bestimmt eine Stunde mit der Angst, dass der volltrunkende Vollcrossfahrer ohne Licht durch unser Zelt fahren wird. Aber auch er hat dann nach einiger Zeit keine Lust mehr; ich schlafe den Schlaf der Gerechten.
©2001 by Markus Mueller-Heidelberg